Beton-Art-Award 2018: Kunst aus Beton

17. Jun 2018 Zurück zu Aktuelles

Während der praktische Nutzen von Beton auf der Hand liegt, ist sein ästhetischer Reiz nicht sofort erkennbar. Der auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Baustoff eröffnet jedoch große gestalterische Möglichkeiten. Der Beton-Art-Award ist ein kreativer Schülerwettbewerb für Schüler der Klassen 7 bis Q1. Die Aufgabe ist es, in Teams ein eigenes Kunstwerk aus Beton zu schaffen. In diesem Jahr haben fünf Teams unter Leitung von Frau Hill am Wettbewerb teilgenommen und ihrer Kreativität im Umgang mit dem Werkstoff Beton freien Lauf gelassen. Auch wenn es leider für kein Team für die Endrunde gereicht hat, können sich die Ergebnisse sehen lassen und sind derzeit im Foyer in der 2. Etage des Petriner Altbaus zu bewundern. Vielen Dank an alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler für ihr Engagement. Vielleicht reicht es bei der nächsten Wettbewerbsrunde im kommenden Jahr dann sogar für die Endrunde.

Projekt 1: Das Alien des Alltags

Beton AlienFür das medienkritische Beton-Projekt haben wir Realität mit Science-Fiction vermischt. Wir haben uns von dem Film „Alien“ inspirieren lassen und das Alien-Ei nachgestellt. Wenn das Alien aus dem Ei schlüpft, greift es das nächstliegende Wesen an, klammert sich ihm ins Gesicht und übernimmt die Kontrolle über das Wesen. In unserem Fall haben wir ein Smartphone zum Alien mutieren lassen. In unserer Gesellschaft starrt jeder gebannt aufs Smartphone, jeder will sofort von allem wissen, jeder greift danach, wenn er es nur sieht. Jeder wird sozusagen von dem Smartphone "übernommen".

So haben wir unser Projekt gewählt, doch die Umsetzung war umso aufwendiger. Aus Pappmaché haben wir mit einem Ballon die runde Form für das Ei gebildet und diese dann mit Beton ausgefüllt. In der Mitte haben wir mit einem kleinen Ballon eine runde Öffnung für das Alien gelassen und dieses dann trocknen lassen. Währenddessen haben wir aus Ton das Smartphone gemacht sowie den Rest und vor allem die Beine, die uns mehrere Anläufe kosteten. Anstatt die Beine als Ganzes zu gestalten, mussten wir sie aus einzelnen Teilstücken anfertigen und diese dann zusammenkleben, sowie die restlichen Teile des Aliens. Alleine konnte unser Alien nicht stehen, deshalb haben wir einen alten Besenstiel zersägt, schwarz angemalt und ihn mit Heißklebe am Rücken unseres Aliens befestigt. Zum Schluss die sich öffnenden Blätter: diese haben wir ebenfalls aus Pappmaché erstellt und dann mit Heißklebe befestigt. Wir haben alles bemalt, außer das Alien, um den Kontrast zu betonen und mit Heißklebe "schleimige" Akzente gesetzt. So wurde unser Alien-Ei fertig.

Projekt 2: Die Alpen rufen

Beton AlpenDer Weg zum Endprodukt war mit vielen Änderungen und Neuanfängen verbunden. Schließlich war die aktuelle Idee, eine Mauer zu kreieren. Des Weiteren sollte ein Rissmuster von einer Feder ausgehen, um zu verbildlichen, dass man mit einfachen Aussagen Großes bewirken kann. Zur Vorbereitung auf das Projekt wurde eine Gussform gebaut und der Zement angerührt. Dabei sollten die Risse in der „Mauer“ durch den Abdruck einer beschwerten Plastiktüte entstehen. Zu unserer Überraschung waren die Abdrücke der Tüte viel stärker als gewünscht ausgeprägt. Sofort viel uns auf, dass die willkürlich entstandende Oberflächenstruktur des Betons einem plastischen Modell der Alpen ähnelt. Folglich entschieden wir uns, die Struktur durch verschiedene Weiß-, schwarz-, türkis- sowie beige Tönen hervorzuheben und naturnah darzustellen. Anschließend orientierten wir uns an Fotografien der Alpen und kamen zu dem Entschluss auch einen gefrorenen Bergsee in die Konstellation einzufügen. Dieser wird durch Heißklebe auf türkisener Farbe dargestellt.

Ein stark aktuelles Thema ist die Flüchtlingskrise. Menschen verlassen aufgrund unterschiedlichster dramatischer Umstände ihr Zuhause um in Frieden leben zu können. Dafür nehmen sie oft lebensgefährliche Reisen in Kauf. Die sonst so friedlichen aber dennoch gewaltigen Alpen sind durch die Flüchtlingsströme zu einer Landschaft geworden, durch die viele Flüchtlingsrouten nach Deutschland verlaufen. Viele Flüchtlinge haben die Alpen als letztes Hindernis auf ihrer Reise. Solche gefährlichen und kraftraubenden Routen werden in dem Werk „Die Alpen rufen“ durch rote Fäden dargestellt. Letztendlich hebt das Werk also den Kontrast von einem gehobenen Urlaubsort und lebensgefährlichen Wegen in ein besseres Leben dar.

Projekt 3: Brot verbindet die Welt

Beton BrotBis wir auf unser Endprodukt gekommen sind, hat es sehr lange gedauert. Als erstes hatten wir die Idee, eine Feder zu formen. Dabei wollten wir den Kontrast zwischen der leichten Feder und dem schweren Beton darstellen. Leider hat dies nicht funktioniert, da beim Formen der dünnen Federn aus Ton, die Federn abgefallen sind. Außerdem sah die Feder nicht wirklich realistisch aus. Unsere zweite Idee war eine Peperoni, da sie im Gegensatz zur Feder keine Details wie zum Beispiel die feinen Verzweigungen der Feder hat. Das hat dann leider auch nicht geklappt wie wir uns das vorgestellt haben. Die Peperoni ist nämlich nachdem Formen der typischen “Krümmung“ der Peperoni zusammengebrochen. Als das alles nicht funktioniert hat, haben wir versucht, verschiedene Lebensmittel aus verschiedenen Ländern und Kulturen zu machen, da wir der Meinung sind, dass Essen verbindet. Wir haben zum Beispiel Gerichte wie eine Pizza, Burger, Sushi und Currywurst aus Ton geformt, da sie die verschiedenen Länder wie Italien, Amerika, Japan und die Currywurst aus Deutschland darstellt. Nachdem wir unsere Formen aus Beton gegossen haben, hat man das Gericht am Ende gar nicht mehr erkannt, da unser Beton so grob war, dass alle feinen Details verschwunden sind. Wie zum Beispiel unser Burger, der dann am Ende aussah wie ein Ball. Zum Schluss haben wir dann gemerkt, dass wir keine Formen bauen können bei denen wir viele Details haben. Da sind wir dann auf die Idee gekommen Brot zu machen! Da haben wir leider auch bemerkt, dass auch Brote ihre Details haben. Deshalb haben wir das Brot nicht einfach aus Ton geformt, sondern haben Brot in verschiedenen Sprachen geschrieben, da es Brot in fast allen Ländern gibt. Dies ist die lange Geschichte unseres Produktes!

Aber wie sieht unser Produkt aus und was haben wir uns dabei gedacht? Unser Produkt ist eine Betonplatte mit dem Wort “Brot“ in verschiedenen Sprachen. Um unsere Betonplatte befinden sich kleine Männchen aus Draht, die sich an den Händen festhalten. Auch auf der Betonplatte befindet sich eine Drahtfigur, die den Buchstaben “D“ an das Brea-“d“ hängt. Dabei soll der Beton den Teig symbolisieren um den Kontrast zwischen dem weichen Teig und dem harten Beton zu verdeutlichen. Die Figuren symbolisieren die Menschen aus aller Welt. Wir haben uns speziell für das Lebensmittel Brot entschieden, da es Brot fast auf der ganzen Welt gibt und sehr bekannt und verbreitet ist. Um dies zu verdeutlichen haben wir Brot in verschiedenen Sprachen in unser Kunstwerk mit einbezogen. Das Verbinden der Hände der Drahtfiguren zeigen den Zusammenhalt und die Verbindung der Menschen, die zum Beispiel beim Reden und Austauschen von Rezepten, sowie durch Gegenseitige Unterstützung beim Backen entsteht. Das Männchen, welches das “D“ anhängt, soll zeigen, dass jeder zur Herstellung von Brot was dazu beitragen kann da es nicht schwer ist Brot zu backen. Auch haben wir in unserem Bild weiße Tücher um unsere Betonplatte gelegt, um die Tücher die beim Backen verwendet werden um das Brot warm zu halten darzustellen.

Projekt 4: Politik

Beton PolitikIm Rahmen des Beton-Projektes des Kunstkurses hat die Gruppe das Kunstwerk „Politische Differenzen im Zusammenhang mit Migranten“ geschaffen. Der Betonguss stellt eine Terrorsperre aus Beton dar, wie man sie in den meisten deutschen Großstädten, wie zum Beispiel Berlin, findet. Die Absperrung trägt auf einer Seite, den in Beton gegossenen, Slogan „Refugees welcome“ und auf der anderen Seite einen verschmiert wirkenden, roten Schriftzug „Ausländer raus!“ Zuerst lässt sich sagen, dass wir mit unserem Kunstwerk die starke Spaltung der deutschen Gesellschaft in der Migrationsfrage darstellen wollen. Deshalb haben wir uns mit der Terrorsperre für ein, unsere Zeit prägendes und für diese Zeit sinnbildlich stehendes Symbol entschieden. Dieses besteht zudem auch in Wirklichkeit aus Beton. Der Slogan „Refugees welcome“ steht für eine stark links orientierte Seite der Bevölkerung, welche eine Steuerung der Migration nach Deutschland rigoros ablehnt. Rechtsextremes Gedankengut wird durch den Satz „Ausländer raus!“ symbolisiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir in unserem Werk anhand eines zeitgemäßen Symbols die zwei polarisierenden Ränder der deutschen Gesellschaft dargestellt haben, die durch ihre starke Präsenz moderate Gedanken und gemäßigte Meinungen in den Hintergrund stellen.

Projekt 5: Wasserlos

Beton WasserUnsere Grundidee war es, sich mit dem Charakter von dem Material Beton spielerisch auseinanderzusetzen. Auch wenn man es nicht sieht, so ist Wasser ein wichtiger Bestandteil von Beton. Dabei ist Wasser ja ziemlich flüssig und der Beton an sich doch eher fest. Diesen und noch weitere Gegensätze möchten wir bei unserem Projekt miteinbeziehen. Als wir Ideen sammelten, beschäftigte uns vor allem der sogenannte „Day Zero“, der Kapstadt Mitte April kurz bevorstand und weltweit für Schlagzeilen sorgte. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Wasserreserven Kapstadts vollkommen erschöpft sein. Dies hatte beispielsweise zur Folge, dass jedem Einwohner nur noch lediglich 50 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung standen. Zum Vergleich: in Deutschland werden pro Tag ungefähr 121 Liter Wasser pro Kopf verbraucht. Neben dem Klimawandel, der zahlreiche sowie andauernde Dürren mit sich bringt, und dem mit dem Bevölkerungswachstum einhergehenden gestiegenen Wasserverbrauch ist häufig auch ein schlechtes Wassermanagement Grund für eine Wasserkrise. Darüber hinaus gibt es noch andere Regionen mit ähnlichen Wasserproblemen, die leider wenig bis keine Aufmerksamkeit bekommen und somit auch kaum Hilfe. In einigen Entwicklungsländern sind knapp 80 Prozent aller Betten aufgrund von Wassermangel sowie unsauberen Wasser belegt. Außerdem könnten in näherer Zukunft weitere Metropolen wie zum Beispiel São Paulo, Kairo oder Peking, aber auch London und Miami von Wasserkrisen betroffen sein. Der „Day Zero“ wurde mittlerweile auf das nächste Jahr verschoben.

Letzten Endes entschieden wir uns für ein Betonrelief, mit welchem wir auf die weltweiten Wasserproblematiken aufmerksam machen möchten. Wo es an vielen Stellen auf dieser Welt noch grüne, saftige Wiesen gibt wie bei uns, so gibt es leider immer häufiger Teile, wo es ähnlich wie Beton ist, also sowohl etwas staubig und grau als auch fest, hart und ausgetrocknet. Das Relief hat eine wellige Oberfläche, die das Wasser symbolisieren soll. Des Weiteren beinhaltet es einen „ausgestanzten“ Wasserhahn sowie Wassertropfen, „ausgestanzt“ deshalb, weil man diese lebenswichtige Ressource leider nicht überall problemlos bekommen kann. Jedoch gibt es uns Lebewesen, die auf das Wasser angewiesen sind, fast überall. Die Nachfrage ist da, das Angebot allerdings nicht immer. Dies möchten wir zusätzlich mit der Betonskulptur einer geöffneten Hand darstellen, die den Wassertropfen auffängt, sofern auch einer käme. Aber was soll die Hand, die nun einmal ja da ist, auffangen solange es kein Wasser gibt?

Insgesamt sollten wir nachhaltig mit unserer Umwelt und den Ressourcen umgehen, den Klimawandel nicht auf die leichte Schulter nehmen und uns gegenseitig dort helfen, wo es uns möglich ist. Sonst stehen wir am Ende beispielsweise wasserlos da und denken, hätten wir mal früher etwas dagegen unternommen. Daher ist es schön an solch einem Wettbewerb teilnehmen zu können, um auf eine andere Art, eine künstlerische Art Sachen auszudrücken oder darzustellen, die die eigenen Gefühle sowie Wünsche widerspiegeln, einen beschäftigen oder wichtig erscheinen. Und das ist ja auch das Gute an Kunst, sie ist vielfältig und hat für jeden Platz. Beton war hierbei ein sehr interessantes Material, was uns zum einen einige Möglichkeiten bot es künstlerisch zu nutzen, zum anderen aber auch immer wieder vor Herausforderungen stellte.

Von: Melanie Hill