katholische Religion


kath. Religion„Der Religionsunterricht befähigt zu verantwortlichem Denken und Handeln im Hinblick auf Religion und Glaube“ (Beschluss Der Religionsunterricht in der Schule (1974), in:Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung, Offizielle Gesamtausgabe I, Freiburg i.Br. u.a. 1976, S. 113–152).

Vor über 40 Jahren hat die „Würzburger Synode“ mit dieser Formulierung Aufgabe und Ziel des (katholischen) Religionsunterrichts in Deutschland formuliert – und auch heute ist sie aktuell, weil sie nach wie vor Sinn und Ziel unseres Faches auf den Punkt bringt. Aber etwas genauer: Warum gibt es Religionsunterricht? Welche Rahmenbedingungen hat er? Und was will er eigentlich erreichen?

Der Fachschaft katholische Religion gehören an:
Sonja Jäger-Endras (D, GE, KR; Schulseelsorgerin), Sabrina Kisselbach (D, KR), Anne Oldenbürger (KR, M, SW), Marina Secker (D, KR, S), Martin Willebrand (D, KR; Fachvorsitz)

 

Nein. Sondern: Religion – hierzulande besonders das Christentum – ist eine Möglichkeit, das eigene Leben auf einer religiösen Grundlage zu gestalten. Und weil es sie gibt, muss man sich eines Tages entscheiden: Möchte ich als Christ leben, oder nicht? Weil diese Entscheidung das ganze Leben betrifft, ist es wichtig, sie nicht ‚aus dem hohlen Bauch heraus‘ zu fällen. Man braucht Wissen über das Christentum und Erfahrungen mit ihm, um zu wissen, worauf man sich einlässt. Dieses ‚Handwerkszeug‘ möchten wir im Religionsunterricht vermitteln. Dazu gehört natürlich, dass Haltungen, Urteile oder Glaubensentscheidungen nicht selbst Gegenstand der Leistungsbeurteilung sind, sondern etwa, wie sie methodisch gefällt oder begründet sind.

Die Schule nimmt sich vor, jeden einzelnen zu „bilden“: Dazu gehören Mathematik und Naturwissenschaften genauso wie eine gesellschaftswissenschaftliche Bildung und eine Sensibilität für Literatur, Kunst oder Musik. All das ist Teil des Mensch-Seins. Und wir sind davon überzeugt: Den Menschen macht auch aus, dass er nach etwas sucht, das größer ist als er; etwas, das sich mit unseren Sinnen nicht unmittelbar erfahren lässt, das aber trotzdem denkbar ist. Für Christen ist das die Frage nach Gott. Eine Schule, die den Menschen als Ganzen bilden will, ignoriert diesen Bestandteil des Mensch-Seins nicht. Deswegen schafft der Staat dafür die Rahmenbedingungen: Er ermöglicht Religionsunterricht.

Dabei bleibt der Staat selbst aber neutral: Denn er schreibt nicht alleine vor, was im Religionsunterricht behandelt wird: Das macht er in enger Absprache mit den Religionsgemeinschaften – in unserem Fall also mit der katholischen Kirche. Dabei sorgt er dafür, dass die Inhalte vereinbar sind mit seinen Zielen und Werten: Menschenwürde, Demokratie, Toleranz, Gleichberechtigung. Daraus folgt, dass Religionsunterricht kein christliches Privileg sein kann: Es gibt in Nordrhein-Westfalen auch z.B. jüdischen oder muslimischen Religionsunterricht.

In der Sekundarstufe I wird Religionsunterricht im Umfang von zwei Wochenstunden erteilt. Wie in allen anderen Fächern auch, sind Grundkurse in der gymnasialen Oberstufe dreistündig. Und auch als Abiturfach wird unser Fach von Abiturientinnen und Abiturienten regelmäßig gewählt.

Das finden evangelische und katholische Christen eigentlich falsch. Denn: Jesus wollte ja, dass die Menschen ‚eins‘ sind, dass sie seinen Vorstellungen und seiner Haltung zu Gott zusammen folgen – und nicht getrennt. Nun hat sich aber vor ungefähr 500 Jahren nach und nach eine Trennung in „evangelische“ und „katholische“ Christen entwickelt, die immer noch existiert. Und weil es das Christentum eben nicht als „das Christentum“ gibt, sondern eben in Konfessionen existiert, gibt es auch getrennten Religionsunterricht. Aber: Wir beschäftigen uns dabei auch mit diesem Thema und arbeiten dann manchmal auch zusammen, zeigen uns gegenseitig unsere Kirchen und suchen nach den vielen Gemeinsamkeiten, die es gibt!

Wie gesagt: Wie für vieles im Leben, muss man sich als Mensch irgendwann entscheiden: Möchte ich mein Leben als Christ gestalten – oder möchte ich nicht als religiöser Mensch leben? Das Besondere an dieser Entscheidung ist, dass man sie nicht allein auf der Grundlage von Wissen über Religion fällen kann. Wir sind davon überzeugt, dass man zumindest eine Ahnung vom ‚Innenleben‘ haben muss; davon, wie es ist, zum Beispiel zu beten, Gottesdienste zu feiern oder zu meditieren. Erst wenn man eine grobe Vorstellung von dieser ‚Innensicht‘ hat, kann man sich auf das Wagnis ‚Glauben‘ einlassen. Wenn wir das im Religionsunterricht thematisieren, denken wir nachher aber immer darüber nach, welche Erfahrungen wir z.B. beim Beten gemacht haben – ob man damit etwas ‚anfangen‘ kann, oder nicht. Das ist ein wichtiger Aspekt, durch den sich Religionsunterricht in der Schule von der Katechese z.B. in Jugendgruppen einer Pfarrgemeinde unterscheidet.