„Für das Vaterland starben ...“ Neue Erläuterungstafeln ordnen die Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Petriner historisch ein

05. Oct 2019 Zurück zu Aktuelles

29 Namen sind seit 90 Jahren auf der großen Gedenktafel im Foyer im ersten Obergeschioss des Altbaus im Gymnasium Petrinum verewigt, Namen ehemaliger Schüler und eines angehenden Lehrers, die im Ersten Weltkrieg als Soldaten ihr Leben ließen. Und dieses Denkmal wirft bei Gästen immer wieder Fragen auf, wie Schulleiter Michael Rembiak erklärt. Und zwar auch kritische. Deshalb erklärt eine Info-Tafel, die nunmehr in einer Feierstunde enthüllt wurde: „Jedweder Verherrlichung oder ideologischer Überhöhung einer früheren Kriegsteilnahme begegnen wir mit Ablehnung, betrauern aber dennoch jedes einzelne Mitglied der Schulgemeinschaft, das in kriegerischer Auseinandersetzung den Tod fand.“

1929 wurde die Haupttafel angebracht, 1937 folgten zwei weitere mit Ehemaligen, die an der Front fielen. Als es noch keine Aula gab, fanden dort im ersten Stock des Altbaus, der sogenannten Ehrenhalle, nicht nur wichtige schulische Veranstaltungen statt, sondern regelmäßige Gedenkfeiern für die im Weltkrieg Gefallenen – bis Mitte der 60er-Jahre kritische Stimmen und ein neues Verständnis des Gedenkens aufkamen.

Solche Ehrenmale, wie sie im Gymnasium Petrinum hängen, zeigen die Vernichtungsdimension der neuartigen Kriegswaffen, dienten vor allem zur Sinnstiftung angesichts der Massentoten. Für viele waren sie auch Grabsteinersatz. Vor allem aber können sie als nachträgliche Legitimierung betrachtet werden.

Mit den beiden neu angebrachten Erklärungstafeln wollen sich die Petriner also von der Verherrlichung eines sinnlosen Todes distanzieren, aber auch gleichzeitig ein Stück Schulgeschichte erzählen und mahnend in Erinnerung halten. Immer wieder stand auch die Überlegung im Raum, die Tafeln abzunehmen. Doch die Schule entschied sich dagegen. „Wir wollen Geschichte hier zum Erfahrungsraum werden lassen“, erklärt Geschichtslehrer Dr. Marco Zerwas, der die Hintergründe der Denkmäler aufgearbeitet hat. So werden die großen Namenslisten im Altbau-Foyer zu Erinnerungsstücken, die mahnen, den Frieden zu wahren.

Auf dem Bild erläutert Historiker Dr. Marco Zerwas dem Schulleiter Michael Rembiak den Kontext der neuen Erklärungstafeln neben den Ehrenmälern. 

Von: Text und Bild: Recklinghäuser Zeitung 230 (2019) vom 03.10.2019, S. 7, Michael Rembiak