Jubiläumsvortrag – „Lateinschulen des Mittelalters“ (Referent: Dr. Matthias Kordes)

05. Oct 2021 Zurück zu Aktuelles

Der Vortrag zum Thema „Lateinschulen des Mittelalters“ ermöglichte den Zuhörern, in die Welt des Mittelalters einzutauchen. Den Ausgangspunkt des Vortrages bildete die Stiftungsurkunde von 1421, in der die Familie von Westerholt verschiedene Stücke Land und Geld stiftete.

Besonders an der Urkunde ist, dass sie das älteste noch erhaltene Schriftstück ist, in dem das Gymnasium Petrinum erstmalig genannt wird. Weitere ältere Schriftstücke könnten theoretisch schon zu einer früheren Zeit existiert haben. Jedoch ist es möglich, dass der verheerende Stadtbrand 1500 diese Urkunden und Dokumente vollständig zerstört hat.

Nachdem der Referent Dr. Kordes diese für uns so wichtige Stiftungsurkunde verlesen hat, erläuterte er ihren Inhalt genauer und nahm die Zuhörer mit in die Zeit des Mittelalters.

Die Menschen im Mittelalter waren sehr besorgt um ihr Seelenheil und fürchteten das Fegefeuer. Familie Westerholt traf mit ihrer Stiftung Vorsorge für das Seelenheil schon verstorbener und noch lebender Familienmitglieder. Mithilfe des gestifteten Landes, Geldes und weiterer Stiftungsgaben wie Kerzenwachs wollte die Familie Westerholt die Aufenthaltsdauer im Fegefeuer für ihre Familienmitglieder nach deren Tod verkürzen. Aber wofür sollte das Land und Geld der Stiftung genau verwendet werden? Ziel war die ewige Einrichtung eines Seelengedächtnisses, zu der ein jährlicher Gottesdienst am 2. Sonntag nach Ostern gehörte. Konkreter wurde eine nächtliche Gebetsstunde (Vigil) und am Ostermontag eine abendliche Seelenmesse am Hochaltar abgehalten. Als Mitakteure für das Abhalten der Gebetsstunde und der Abendmesse wird in der Urkunde der Schulmeister mit seinen Schülern genannt. Sie erhielten eine Aufwandsentschädigung von 6 Pfennigen für das Singen des lateinischen Chorgesangs.

Durch die Urkunde wird das Vorhandensein einer höheren Schule in Recklinghausen nachgewiesen, auf der nicht nur Lesen und Schreiben gelehrt wird, sondern auch Latein. Der Referent sieht darin die Bestätigung, dass die damalige Schule mehr als eine Elementarschule war. Es musste eine höherrangige Schule in Recklinghausen ansässig gewesen sein. Der Zuhörer nimmt mit, dass das Mittelalter eine ganz andere Zeit war, zu der die Menschen sehr religiös waren und das Fegefeuer fürchteten. Diese Angst bewog sie dazu, neben der regelmäßigen Beichte höhere Geldbeträge für ihr Seelenheil aufzuwenden, damit sie nach dem Tod dem Fegefeuer möglichst schnell wieder entgehen konnten. Die Schüler und der Schulmeister des damaligen Petrinum waren eng mit der Kirche verknüpft und trugen durch ihre regelmäßigen Gebete Sorge für das Seelenheil der Stifter.

Von: Sabrina Kreutzer