Neue Ansätze für die Diagnose und Therapie der Parkinson-Erkrankung durch die Gen-Forschung - Jubiläumsvortrag vom 22.01.2021

20. Feb 2021 Zurück zu Aktuelles

Die Parkinson-Krankheit; wir alle haben schon einmal von ihr gehört oder gelesen. Der typische Tremor, also das übliche Zittern und die häufig auftretende Muskelsteifheit, der sogenannte Rigor, sind alles kennzeichnende Symptome der Parkinson-Erkrankung. Doch ab wann kann diese Krankheit diagnostiziert werden und wie wird diese therapiert?

Antworten auf diese und weitere Fragen lieferte uns Prof. Dr. Rejko Krüger, ein ehemaliger Schüler des Petrinum, am 22.01.2021 um 19:00 Uhr in seinem digitalem Vortrag über „Die Bedeutung der Gen-Forschung für die Diagnose und Therapie der Parkinson-Krankheit“ zum Auftakt der Vortragsreihe unseres 600-jährigen Schuljubiläums.

Rejko Krüger ist Professor für klinische und experimentelle Neurowissenschaften am Luxembourg Center for Systems Biomedicine der Universität Luxemburg und Direktor für Transversale Transnationale Medizin am Luxembourg Institute of Health. 2001 erhielt der Neurowissenschaftler sogar den Forschungspreis der deutschen Parkinson Vereinigung (dPV) und seine klinische und Grundlagenwissenschaftliche Forschung der letzten 20 Jahren spiegelt sich mittlerweile in mehr als 150 wissenschaftlichen Publikationen wieder. Vor seiner Zeit in Luxemburg war Prof. Krüger unteranderem als leitender Oberarzt und Professor für Neurologie am Zentrum für Neurologie als Schwerpunkt Neurodegenerativer Erkrankungen der Universitätsklinik Tübingen tätig. Seit 2019 leitet Prof. Dr. Krüger das National Center for Excellence in Research on Parkinson’s Disease in Luxemburg als interinstitutionelles Forschungsprogramm.

Nachdem Prof. Dr. Krüger zu Beginn sein Projekt vorgestellt hat, erläuterte er im ersten Teil seines Vortrags zunächst die Ursachen von Parkinson, die entweder erblich bedingt oder im Laufe des Lebens durch einen zufälligen Ausbruch auftreten können. Dabei erklärte der Referent, dass Parkinson im Gegensatz zu anderen neurodegenerativen Erkrankungen des Gehirns wie der Alzheimer-Demenz, im Laufe der Jahre aufgrund des Alterns der Bevölkerung immer häufiger auftreten wird, sodass sich die jetzt schon hohe Anzahl betroffener Patienten bis 2040 weltweit verdoppeln wird. Ein großes Problem dabei ist, dass die Krankheit bei den Patienten meist erst dann diagnostiziert würde, wenn sie bereits recht fortgeschritten sei. Prof. Krüger, dessen frische und lockere Art des Vortrags die Zuhörer in seinen Bann zog, wies dabei vor allem auf die Problematik hin, dass es bisher zur Früherkennung von Parkinson kaum Methoden gäbe, die es Ärzten ermöglichen würden, die Lebensqualität der Betroffenen durch Nervenzell-schützende Therapien erheblich zu verbessern. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Krankheit leider nicht heilbar. Bislang sei noch nicht erklärbar, warum Menschen an Parkinson erkranken und Aussagen über den Verlauf und das Auftreten der Krankheit, wären auch noch nicht zu treffen.

Bezogen auf die Therapie von Parkinson ging Prof. Krüger im zweiten Teil seines Vortrags auf die Langzeitstudie ein, an der er und sein Forschungsteam derzeit in Luxemburg forschen. Dabei zeigte er mithilfe verschiedener Videos Einblicke in die Krankengeschichte seiner Patienten und deren Krankheitsbild, welches bei jeder betroffenen Person anders ausgeprägt ist. Besonders fesselnd an dieser Stelle des Vortrags war hierbei, dass für die Studie nicht nur bereits erkrankte Personen, sonder auch gesunde Kontrollpersonen aus Luxemburg und aus den Nachbarländern teilnehmen. Hierbei geht es hauptsächlich darum, die Ergebnisse klinischer Tests und bestimmte Laborwerte von Patienten und Gesunden zu vergleichen. Dabei hat sich das Forschungsteam um Prof. Krüger auf die verschiedenen Mutationen in der individuellen DNA jedes durch Vererbung erkrankten Patienten spezialisiert, um somit feststellen zu können, welche Genmutationen typische und sich wiederholende Muster ergeben. Insgesamt erhoffen sich die Forscher, dass durch ihre Studie neue Methoden zur Diagnose und Risikoabschätzung von Parkinson abgeleitet werden können. Dabei hat Prof. Krüger erneut vor allem die frühe Erkennung der Krankheit im Blick, welche bisher kaum möglich war, um somit die Patienten in Untergruppen einzuteilen und sich die individuellen Mutationen genauer anzuschauen. Hierbei spielt hauptsächlich das Alpha-Synuklein in der Gensequenzierung eine große Rolle, da dieses schon identifizierte Gen beispielsweise zeigt, dass sich das dadurch kodierte Eiweiß in den Gehirnen aller Patienten (auch ohne Mutationen) befindet und somit zur Erkrankung beiträgt. Dadurch ergeben sich durch die genetische Forschung der letzten zwanzig Jahre, an denen Prof. Krüger vorherrschend mitwirkte, erstmals Möglichkeiten, den Ausbruch der Krankheit zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen.

Im Schlussteil stellte Prof. Krüger abschließend die bisher erforschten Möglichkeiten zur Behandlung vor. Dabei legte er den Fokus auf die Implantation des Neurostimulators. Diesbezüglich erklärte er, dass durch diesen Eingriff Elektroden, also quasi lange, dünne Stäbe, an einer präzisen Stelle im Gehirn platziert werden, die ganz individuell auf den Patienten angepasst wird. Die Operation wird durchgeführt, während der Patient wach ist, um somit die beste Position für die Elektroden zu finden, um Symptome wie Tremor, Rigor oder langsame Bewegungen kontrollieren zu können. Anschließend werden diese Elektroden mit einem sich im Brustbereich befindenden implantierten Neurostimulator verbunden. Außerdem könne, so ergänzte Prof. Krüger, neben der Hirnstimulation auch eine medikamentöse Therapie in Betracht gezogen werden.

Alles in allem lässt sich feststellen, dass Prof. Krüger mit diesem äußerst ansprechenden und sehr faszinierenden Vortrag, das breite Publikum des Petrinums stark begeistert hat. Er hat uns Allen ermöglicht, durch seinen eindrucksvollen Vortrag ein kleines Stück an den neusten Erkenntnissen der Medizin teilhaben zu können. Dies hat nicht nur mir, sondern auch zahlreichen anderen Zuhörern sehr gut gefallen, wie diese in den folgenden Zitaten schildern:

„Ich bin sehr froh, dass Herr Krüger sich angesichts der Corona-Einschränkungen auf ein digitales Format eingelassen hat und technisch alles funktioniert hat. Herrn Krügers Vortrag war damit für mich ein sehr gelungener Einstieg in unsere Jubiläumsvortragsreihe, hat der Referent doch als ehemaliger Petriner einen echten Bezug zu unserer Schule und es exzellent verstanden, auf fachlich hohem Niveau und gleichzeitig für ein breites Publikum verständlich zu referieren - ein insgesamt sehr sympathischer Auftritt eines Petriners, auf den das Petrinum stolz sein kann.‘‘ , so unser Schulleiter Michael Rembiak.

„Mich hat besonders fasziniert, wie naturwissenschaftliche Forschung und die konkrete Therapie Erkrankter hier ineinandergreifen: Dass eher abstrakte Forschung so greifbare Leiden zu lindern helfen kann, ist in Prof. Krügers Vortrag sichtbar geworden,“ teilte Herr Willebrand mit.

„Ich bin der Meinung, dass Biologieunterricht Schüler*innen erreichen muss und zwar, indem er Bezüge zur realen Lebenswelt herstellt. Der Vortrag von Herrn Prof. Dr. Rejko Krüger hat mich genau dahingehend begeistert, da er den Schüler*innen gezeigt hat, dass sie mit den Unterrichtsinhalten aus dem Bereich Genetik - hier am Beispiel der Krankheit Parkinson - an einem wissenschaftlichen Diskurs teilnehmen können. Sie kennen aktuelle (revolutionäre) Forschungsmethoden, beispielsweise CRISPR Cas/9, mit denen das Team von Herrn Prof. Dr. Krüger in der Lage ist, diese Krankheit zur erforschen und Therapiemöglichkeiten zu entwickeln,‘‘ meint Frau Sommer, die derzeit den Biologie-Leistungskurs der Q2 unterrichtet.

„Durch den Vortrag von Herrn Prof. Dr. Rejko Krüger wurde mein Wissen aus dem Biologie-LK auf einmal lebendig. Bereits Gelerntes tauchte in seiner Präsentation auf und Informationen aus dem Vortrag erweiterten mein Wissen aus dem Unterricht. Ein anspruchsvoller, sehr ansprechender Vortrag von einem souveränen Referenten! Vielen Dank für diesen gelungenen Auftakt der Vortragsreihe,“ erklärt Lea Hoffmann, unsere Schülersprecherin.

Von: Carla Morhofer (Stufe EF)