Neue Blicke über den Tellerrand: Was macht Corona mit CONASA?

26. May 2020 Zurück zu Aktuelles

Während Schulbetrieb und öffentliches Leben hierzulande vorsichtig wieder anlaufen, haben wir auch wieder Ressourcen, den Blick von uns selbst, unserer Situation, unseren Herausforderungen über den Tellerrand zu richten – zum Beispiel nach Brasilien und unserer Partnerschule CONASA in Bacabal. Dass Brasilien im Verlauf der Pandemie einige Wochen hinter uns liegt, ist bekannt; und dass das größte Land Lateinamerikas dabei auf eine Katastrophe zusteuert, wird gerade deutlich:

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-19-uhr/videos/brasilien-coronavirus-ausbreitung-100.html

Über den etwa 50 nachgewiesenen Covid 19-Fällen in Bacabal (Stand: 7. Mai) dürfte eine um ein Vielfaches größere ungetestete Dunkelziffer liegen.

Im Bundesstaat Maranhão sind die Schulen seit mehr als zwei Monaten geschlossen – so auch CONASA. So fand bereits im März auch in Bacabal die meiste Zeit digitaler Unterricht statt, während im April einige Wochen Osterferien waren. Anders als bei uns stellt die Krise aber auch das Schulsystem vor die Existenzfrage: Mittelkürzungen der Regierungen von Kommune und Bundesstaat werden dazu führen, dass die Gehälter der Lehrer und Mitarbeiter der Schule um mindestens 20% gekürzt werden müssen, berichtet Schulleiter Hélio Moraes in einem Brief an die Unterstützer in Deutschland. „Vor allem aber fehlt eines: Schüler! Gott möge für sie sorgen!“, schreibt der Franziskaner.

Besonders im Nordosten des Landes sorgt die Pandemie aber für ein Phänomen, das in seiner konkreten Bedrohung eigentlich als weitestgehend überwunden schien: Hunger. Denen, die die Empfehlung der Bolsonaro-Regierung, täglich das Haus zu verlassen und zu arbeiten, um ihrer Gesundheit Willen ignorieren, sind aufgrund plötzlich ausfallender Einkommen konkret vom Hunger bedroht. So schildert die Franziskanerschwester Maria Arli Sousa Nojosa die Situation an den Stadträndern von Teresina, der Hauptstadt des Bundesstaates Piauí, südlich von Maranhão und etwa 270 km von Bacabal entfernt. Der vollständige Bericht von ihr ist hier nachzulesen:

http://www.franziskanermission.de/?q=node/591

Zurück nach Bacabal: Vor der Schulschließung haben die Schüler und Lehrer von CONASA einen kleinen Film mit authentischen Eindrücken ihrer Schule – und mit garantiert nordostbrasilianischer Emphase! – erstellt. Ein Blick hinein lohnt sich:

Hoffen wir, dass jenseits des Atlantiks auch bald wieder ein wenig Normalität in die Klassenräume wie Vernunft in das Handeln der Regierenden einziehen kann – und diesseits in Europa die konkrete Unterstützungsarbeit wieder Fahrt aufnimmt!

 

Titelbild: Für sie ist CONASA gerade geschlossen – und Bildungsarbeit für sie kann digitaler Unterricht nicht ersetzen: Ein Kind aus der Vorschule von CONASA.

Bild am Textende: Kämpft in den Vororten Teresinas gegen Corona – und den Hunger: Maria Arli Sousa Nojosa

Von: Martin Willebrand