„Ich will nichts vergessen von dem Tag heute…“ – Projekttage der Stufe 6 im Rahmen der Erinnerungs- und Gedenkkultur

09. Nov 2023 Zurück zu Aktuelles

Nachdenklich legt ein Schüler der Stufe 6 den Kopf zur Seite, liest erneut die an der Tafel festgehaltenen Ergebnisse zum Thema der Judenverfolgung und des Antisemitismus als bis weit in die Antike zurückreichende negative Phänomene, nach denen schließlich im Mittelalter der jüdischen Bevölkerung die Schuld an der Pestilenz gegeben und Jüdinnen und Juden, konfrontiert mit menschenverachtenden Vorurteilen bereits ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. „Dann waren doch die Nazis die Pest, wenn sie die ganzen Lügen von vor langer Zeit über die jüdische Bevölkerung aufgenommen und verbreitet haben“, schlussfolgert der Sechstklässler, der sich zusammen mit seiner Klasse an dem Projekttag anlässlich des Gedenkens an die sog. „Reichspogromnacht 09.11.1938“ mit der Herrschaft des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 in Deutschland und dem menschenverachtenden Umgang mit den Opfern wie den Menschen jüdischen Glaubens auseinandergesetzt hat.

Gleichzeitig erkundeten die Schülerinnen und Schüler der Stufe 6 ihre eigene schulische Umgebung, denn vom Petrinum aus war die in der Nacht auf den 10. November beschädigte Synagoge durchaus zu sehen. Im Jahre 1938 sprachen weder Lehrkräfte noch Schüler über das, was sich in der Nacht ereignet hatte, dass jüdische Geschäfte beschädigt, Häuser geplündert, jüdische Männer durch die Straßen getrieben und verhaftet, auf dem Vorplatz des Polizeipräsidiums gedemütigt worden waren – „der Unterricht ging pünktlich weiter“. Der Gang zum ehemaligen Standort der Synagoge in der Limperstraße und der Blick über die Straßenzüge „hat etwas mit mir gemacht. Ich fand es krass dort zu stehen, wo die Menschen so leiden mussten – und das mitten in der Stadt und keiner hat geholfen, das fand ich schlimm“, resümiert eine Schülerin. „Es ist ganz schön traurig, dass heute noch die Polizei vor den Synagogen stehen muss“, bemerkt ein Schüler während des weiteren Weges entlang des Herzogswalles, als die Klassen das Mahnmal jüdischer Opfer des Nationalsozialismus passieren. Schließlich fasst eine Stimme aus den Reihen der Sechstklässler zusammen: „Vorher habe ich nichts gewusst über diese Zeit in Deutschland, aber ich nehme mit, dass es ganz wichtig ist, darüber zu sprechen und nichts zu vergessen. Nun wissen wir Bescheid und können andere informieren, damit so etwas wie mit den Juden nie wieder passiert. Ich will nichts vergessen von dem Tag heute.“

Von: Gesa Sebbel