Finnland-Austausch: Klassillinen Lukio Tampere


Seit dem Schuljahr 2019/20 kooperiert das Gymnasium Petrinum mit dem Klassillinen Lukio in Tampere, Finnland. Alle zwei Jahre erhalten ca. 25 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 die Gelegenheit, die finnische Kultur, das Land, die Gastfreundschaft und ein bisschen auch die Sprache kennenzulernen. Sie verbringen eine Woche bei Gastfamilien und besuchen den Unterricht am Gymnasium Klassillinen Lukio. Die Schule liegt in der Stadt Tampere, etwa 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Helsinki. Mit ca. 226.000 Einwohnern ist Tampere eine der größten Städte Finnlands.

Das Klassillinen Lukio wurde im Jahr 1901 als Mädchenschule gegründet. Heute ist es eine koedukative Schule der gymnasialen Oberstufe mit ca. 600 Schüler:innen. Das Klassillinen Lukio ist ein Gymnasium mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt und erhielt im Jahr 2019 einen neuen naturwissenschaftlichen Trakt, der über ein Schülerlabor, neue Chemie-, Physik-, Biologie- und Informatikräume verfügt sowie den Schülerinnen und Schülern ein medial umfangreich ausgestattetes Selbstlernzentrum bietet.

Neben dem naturwissenschaftlichen Zweig weist die Schule einen sprachlichen Schwerpunkt auf, da die Schülerinnen und Schüler zusätzlich zu den Pflichtsprachen Englisch und Schwedisch noch Deutsch, Französisch, Russisch, Spanisch oder Italienisch anwählen können. Als eine von wenigen Schulen in ganz Finnland bietet das Klassillinen Lukio Latein als Fremdsprache an.

Die Schwerpunkte im Bereich der Naturwissenschaften sowie das vielfältige Sprachenangebot passen sehr gut zum Schulprofil des Petrinum und bieten zahlreiche inhaltliche Anknüpfungspunkte für unser Austauschprogramm.

Die Schule erhielt das offizielle Zertifikat der deutschen Kultusministerkonferenz, als Sprachdiplomschule für Schülerinnen und Schüler in ganz Finnland die jährlich stattfindenden Prüfungen zur Erlangung des Deutschen Sprachdiploms durchzuführen. Die vielfältigen internationalen Kontakte sind eine weitere Stärke der Schule. Die Schule pflegt neben Partnerschulen in Deutschland und Frankreich noch Kontakte zu Schulen in Italien und Tschechien. Gerade diese Kultur- und Sprachenvielfalt ist für uns äußerst reizvoll. Wir lassen deutsche und finnische Schülerinnen und Schüler über Internetplattformen wie WordPress, Big Blue Button oder Zoom miteinander kommunizieren, an gemeinsamen (europäischen) Themen kleinere Projekte ausarbeiten und die Ergebnisse in den jeweiligen Gastländern einer interessierten Öffentlichkeit präsentieren. Auch sprachlich unterstützen sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig. Da Englisch während der Besuche unsere Arbeitssprache ist, werden sowohl der Wortschatz als auch das „fließende Englisch Sprechen“ verbessert.

Zusammenarbeit mit dem Klassillinen Lukio

    • Gegenseitiger Besuch der Partnerschulen alle zwei Jahre (Besuch der Partnerschule in Tampere zu Beginn des 2. Halbjahres im jeweiligen Schuljahr, Besuch der finnischen Gäste in Recklinghausen im Frühjahr)
    • Skype-Chats und WordPress-Präsentationen über interkulturelle Themenschwerpunkte (MINT-Unterricht im Vergleich, Stereotypen in beiden Ländern, Herausforderungen der Zukunft, Gemeinsamkeiten/Unterschiede der Region Tampere und des Ruhrgebiets, ...)
    • Präsentationsveranstaltungen zu Schülervorträgen (auf Englisch) zu ausgewählten Themen, wie etwa Flora und Fauna im Vergleich, berühmte Persönlichkeiten aus Naturwissenschaften oder Sport, Essenskultur in Deutschland und Finnland, Deutsch Finnisch im Vergleich, …

Ansprechpartner: Harri Gellert

Finnland 2019: „Karelische Piroggen und Kalsarikännit – Unsere Erfahrungen aus Finnland“

Von Lea Hoffmann, Anna Krzyminska

Eine atemberaubende Schneelandschaft, eine fortschrittliche Lebensweise und schüchterne Leute – mit diesen ersten Gedanken machten wir, 25 Schülerinnen und Schüler des Petrinum und des Hittorf-Gymnasiums, uns am frühen Morgen des 16. Februar auf die Reise nach Finnland. Der organisierte Austausch mit Schülern der Klassillinen Lukio Schule in Tampere mit anschließendem, eintägigen Aufenthalt in Helsinki sollte uns ein einmaliges Eintauchen in die finnische Kultur ermöglichen. Hier ist, was wir erleben durften und mitgenommen haben…

Den ersten Abend verbrachten wir in unseren Gastfamilien, die einige von uns mit traditionellen Fischgerichten zum Abendessen begrüßten. Der erste Kontakt mit unseren Gastschülern bestätigte zunächst die zurückhaltende Art der Finnen, doch im Verlauf des Abends tauten nicht nur die letzten kleinen Schneehaufen am Straßenrand auf, sondern auch die Gemüter unserer Gastgeber. Eine weiße Schneelandschaft bekamen wir in Finnland leider nicht zu sehen – dafür direkt am Montag aber die modern gestaltete Schule und die noch fortschrittlicher eingerichtete technische Universität der Stadt. Das Highlight des ersten gemeinsamen Tages erwartete uns jedoch an einem der etwa hundertachtzigtausend finnischen Seen. Nachdem uns an einem nahegelegenen See in einer öffentlichen Textilsauna die Temperaturen von über neunzig Grad ins Schwitzen gebracht hatten, erlebten wir beim anschließenden Baden im fast hundert Grad kälteren Eiswasser des Sees, wie uns das Blut wortwörtlich in den Adern gefror. Wir waren uns alle einig, dass dieses Erlebnis als einmalige Erfahrung unglaublich war! Mit einem durch unsere Austauschschüler zusammengestellten Buffet mit finnischen Spezialitäten und ausgelassenen Kartenrunden ließen wir den Abend gemeinsam ausklingen.

Im Zuge dessen, dass der Austausch inhaltlich einen MINT-Schwerpunkt setzt, hielt der nächste Tag einen Besuch im Museumszentrum Vapriikki bereit, wo es eine geführte Tour auf Englisch zur finnischen Natur bzw. seiner Flora und Fauna gab. Den Abend hatten wir zusammen mit unseren Gastschülern zur freien Verfügung. Während einige in Restaurants zum Essen zusammenkamen, besuchten andere einen Aussichtsturm in Tampere, der einen atemberaubenden Blick über die in Nachtlichtern erleuchtete Stadt bot.

Am Mittwoch brach für uns schon der letzte Tag in Tampere an. Die von uns vorbereiteten Präsentationen über Finnland und Deutschland am Nachmittag gaben allen einen weiteren Einblick in die fremde Kultur. Am aufschlussreichsten war jedoch die spontane, gegenseitige Vorstellung von Musik und Tänzen. Nachdem die Finnen mit deutscher Musik zuerst nur Rammstein verbanden, brachten wir ihnen mit „Aloha Heja He“ und Klassikern von Helene Fischer deutschen Kult nah. Außerdem erfuhren wir, dass die Finnen in ihrer Sprache für „sich alleine Zuhause in Unterwäsche betrinken“ wohl ein einziges Wort haben: Kalsarikännit. Danach machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu einem Restaurant, wo wir bis zum ersehnten Gegenbesuch Ende April den letzten Abend mit unseren neu gewonnen Freunden verbrachten.

Am Donnerstagmorgen hieß es dann, vorerst von unseren liebgewonnenen finnischen Freunden Abschied zu nehmen. Mit unseren vollgepackten Koffern machten wir uns auf den Weg zum Hauptbahnhof. Wir umarmten uns alle gegenseitig und stiegen getreu dem Motto „was die Ebbe nimmt, bringt die Flut wieder“ in unseren Zug, der uns nach Helsinki brachte. Die Vorfreude auf die Hauptstadt stieg mit jedem hinter uns gebrachten Kilometer an.

Nachdem wir unser letztes Ziel, Helsinki, erreicht hatten, brachten wir unsere Koffer vom Hauptbahnhof zu einem kleinen Geschäft zwecks Aufbewahrung für den Tag. Dieser Weg schien nie zu enden, doch schließlich wurde unsere Tapferkeit belohnt, und wir erhielten die Gelegenheit, unsere Mägen erstmal zu füllen. Natürlich sorgten Frau Hagedorn und Herr Gellert für eine interessante und sehenswürdige Stadtführung durch die Hauptstadt. Wir besuchten eine ungefähr 200 Jahre alte Markthalle, die unsere Nasen durch die verschiedenen Geschäfte voller finnischer Leckereien wie karelische Piroggen oder Elchsalami führte. Diese Station war wahrscheinlich mit Abstand die Beste für die meisten von uns gewesen, jedoch besuchten wir auch die Uspenki-Kathedrale, die die größte orthodoxe Kirche im westlichen Europa ist. Doch Helsinki begeisterte uns ebenso mit dem großen weißen Dom, der von uns natürlich nicht unbesucht blieb. Danach wurde uns viel Freizeit zur Verfügung gestellt, die von den meisten mit Essen und Shopping verbracht wurde. Im Hotel angekommen, ging es für uns nach einem erlebnisreichen, langen Tag ins Bett.

Am nächsten und gleichzeitig unserem letzten Tag in Finnland erkundeten wir nochmals Helsinki in Gruppen. Ein Teil von uns schaute sich die futuristische Bibliothek, Oodi, an, die unseren Blickwinkel und unsere Definition einer Bibliothek um 180 Grad drehte. Man fand 3D-Drucker, Musikstudios oder Nähmaschinen auf. Allerdings rannte uns die Zeit davon, und ehe wir uns versahen, saßen wir schon wieder im Flieger nach Deutschland. Aber das war kein Grund für uns, traurig zu sein, denn schon bald dürfen wir unsere neu kennengelernten finnischen Freunde bei uns willkommen heißen.